Geschichte

In den 80ziger Jahren galten wir mit unseren Islandpferden hier in der Hochburg der Holsteiner Zucht eher als Außenseiter und ziemlich verschroben. Wohlmeinende Züchter regten immer wieder an, dass wir doch endlich das Richtige tun sollten: ordentliche Holsteiner züchten und nicht solche komischen Ponies, die auch noch so merkwürdig gehen.

Auf unseren Ausritten wurden wir immer wieder beschimpft und Tierquäler gerufen und ab und zu hörten wir: nun steigt doch endlich ab, die armen kleinen Ponies. Das war nicht immer ganz einfach, auch Reden half nicht viel, in dieser Gegend hatten Islandpferde noch gar keine Akzeptanz.

Und wir wurden in die Schublade unter wunderlich abgelegt, was uns total egal war. Die Situation änderte sich schlagartig und ganz zufällig: Eines schönen Sommertages im Jahr 1987 luden wir unsere Dögg in der Dorfstraße auf den Hänger, wir wollten sie zu Gáski 915 bringen.

Unser Nachbar, ein Landwirt, und ein gerade anwesender Holsteiner Züchter standen bei uns und der Züchter fragte so nebenbei, wo es denn hinginge.

Wir fahren zum Hengst. Aha! (nun platzte er fast vor Neugierde) ....Pause..... Ja und wohin fahrt ihr nun? Wir fahren die Stute nach Hannover (Basselthof), dort steht der Hengst zu Decken. Watt, bis nach Hannover...das ist ja ganz schön weit...... (man hatte das Gefühl, es ratterte plötzlich etwas in seinem Gehirn,.... soweit fahren, ob an den Ponies doch etwas besonderes dran war?)

Wir ließen die leicht überraschten Männer mit ihrem Gedanken allein und fuhren mit unserer Dögg zu Gáski (ich bin mir nicht sicher, ob nicht im Wegfahren ein leicht anerkennender Blick auf unsere Dögg fiel und das Pony den Herren plötzlich in einem anderen Licht erschien?

Sicher ist aber eins. es sprach sich schnell herum, dass Schlüters endlos weit bis zum Hengst fuhren. Unsere Züchterkollegen schwiegen in Zukunft, sie machten sich nicht mehr lustig und sie stellten andere, bessere Fragen, z.B. über die Besonderheiten dieser Rasse. Ein Jahr später bekam Dögg ihr erstes Fohlen, den schönen braunen Kasper und ich hatte das Glück, bei der Geburt dabei sein zu können. Kasper war ein ganz wilder Bursche, er konnte super schnell rennen und er konnte Rennpass wie seine Mama.

Kasper war so kernig, dass er uns beim Hufeausschneiden echt Mühe machte. Das wollte er nicht und er wehrte sich kräftig und lange. Zum Schluß schmiss er sich hin und Uwe bearbeitete wie ein Cowboy die Hufe am liegenden Pony.

Hätte nur noch gefehlt, dass wir die Beine zusammenbinden. Keine Angst, das haben wir natürlich nicht gemacht!

Auf so einen wilden Burschen hatte ich gar keine Lust, für mich stand in Sekundenschnelle der Verkauf fest, so ein verrücktes Pferd wollte ich auf keinen Fall behalten.

Wir verkauften Kasper noch vor seinem ersten Geburtstag an Andreas Nick, zu dem passte er gut, Andreas war wild sein total egal, oder anders er fand es prima, er war ja auch verwegen.

Aus heutiger Sicht und mit der Erfahrung die wir inzwischen mit Fohlen und Jungpferden haben, weiß ich, Kasper war nicht außergewöhnlich wild, das wäre gar kein echtes Problem geworden.

In den vielen Jahren seit damals haben wir viel lustigere Exemplare erlebt und sind mit ihnen fertig geworden und alle wurden sehr schnell artig.

Aber wir haben auch viel in unserem Verhalten geändert, gehen deutlich ruhiger und gelassener vor, wenn wir mit jungen Pferden arbeiten.

Kasper haben wir aus den Augen verloren, in Starterlisten des IPZV tauchte immer mal wieder zusammen mit Kasper der Name Vera Bothe auf. Aber auch das ist inzwischen einige Jahre her.