Islandpferde Gestüt Vossbarg

Islandpferde Gestüt Vossbarg

Mehrhundehaltung - nicht nur einfach

Etwas lädiert - König Calle

20. April 2022

Mehrere Hunde zu haben ist eigentlich super toll. Es gibt sogar den Spruch : man kann gar nicht genug Hunde haben.
Aber…die Mehrhundehaltung hat gleichzeitig so ihre Tücken.
Das ist wohl etwas, was sich Menschen mit nur einem Hund gar nicht vorstellen können. Konnte ich ganz früher ebenfalls nicht, als wir mit unserem ersten eigenen Hund - Boxer Basco - gestartet sind. Damals wunderte ich mich immer, wenn mir Menschen mit mehreren Hunden an der Leine begegneten und diese rumpöbelten und gar nicht ganz entspannt waren.
Heute weiß ich es besser! Auch meine Hundegruppe - es ist kein Rudel - lebt am liebsten für sich allein. Alle drei legen keinen Wert darauf, andere Hunde kennenzulernen, geschweige denn mit einem Fremden spielen zu wollen. Wo kommt man denn da hin, geht ja gar nicht. Bin ich mit allen unterwegs, werden fremde Hunde angepöbelt. Puh…früher fand ich das eher peinlich, inzwischen nicht mehr. Denn es ist logisch, es heißt ja nur: haut ab, wir wollen für uns alleine bleiben.
Meist bewegen sich unsere Hunde auf den eigenen Weiden, da sind sie zufrieden und gehen ihrer „Arbeit“ nach. Außerhalb der eigenen Flächen bewegen wir uns fast nur, wenn es zum Mantrailing Training geht.
Es gibt weitere Herausforderungen in der Mehrhundehaltung. Selten ist die Gruppe ein gewachsenes Rudel (also z.B. Elterntiere und deren Nachkommen), sondern es ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe so wie bei uns. Erst kam König Calle, zwei Jahre später zog der Schwede Vinur bei uns ein und weitere zwei Jahre später kam die muntere Bibi dazu. Wir haben keinen der bereits anwesenden Hunde gefragt, ob sie das so okay finden, wir haben es einfach gemacht. Unerhört!
Aber normalerweise arrangieren sich Hunde damit und finden ihren Platz innerhalb der Gruppe, das gemeinsame Leben ist einfach und sehr harmonisch. So ist es auch bei uns. Calle ist mehr der Einzelhund, er spielt nicht gerne, während Vinur und Bibi ein wirklich gutes Team sind und gerne zusammen unterwegs.
Wenn es mal Streß gibt, dann zwischen den beiden Rüden, die ungefähr gleich stark sind. Wer jetzt vermutet, dass es Streß gibt wegen der Hündin Bibi, um die man sich „kloppen“ muß, der liegt falsch. Denn hier entscheidet allein die Hündin, wer der Auserwählte sein soll.
Nein es geht immer um so Dinge, die wir vielleicht banal finden, aber es sind die so wichtigen Ressourcen, um die sich alles dreht, wenn zwei Hunde in den „Kampf“ einsteigen. Also z.B. ein Mauseloch, eine tote Maus, ein Stöckchen, ein Spielzeug, wer darf dichter bei seinem Menschen stehen, wer sammelt die Krümel unter dem Esstisch ein usw…usw…usw… Die Liste kann man endlos weiterführen.
Hoffentlich sind wir Menschen die Chefs unserer Hundegruppe und auch schlau genug, zu erkennen, was es kritisch werden könnte. Vieles läßt sich so vermeiden. Doch manche Eskalationen entwickeln sich so schnell, weil etwas vorangegangen ist, was wir nicht mitgekriegt haben. Und schon ist der wildeste Kampf im Gange. Wir Mehrhundehalter kennen das alle! Und eigentlich ist es immer so, wenn man das Geschehen später reflektiert, dass man als Mensch irgendwo einen kleinen Fehler ( aus Hundesicht ) gemacht hat.
Zu diesen „Kämpfen“ ist zu sagen, dass es reine Kommentkämpfe sind, sie sind laut, scheinen mega dramatisch, die Hunde richten sich voreinander auf, schnappen, lassen sich fallen, na ja die ganze Palette eines echten Kampfes aber immer ohne eine Tötungsabsicht. Es wird nie in Richtung Bauch gebissen. Es gibt kaum ernsthafte Verletzungen, klar mal ein gelochtes Ohr oder ein Cut am Auge, oder ein kleines Loch im Vorderbein. Bei dem dicken Fell unserer Hunde passiert nicht mehr. Wenn der Kampf dann ausgefochten ist, das kann schon mal dauern, lecken die Kontrahenten sich gegenseitig die Ohren und sind fast sofort wieder richtig nett miteinander.
Solange wie wir Calle und Vinur haben, haben wir dies immer wieder mal erlebt, zum Glück recht selten. Sehr früh sind wir dazu übergegangen, nicht einzugreifen, zumindest immer dann, wenn es draußen auf den Vossbarg Weiden passiert.
Einmal hab ich hier im Garten einen Eimer Wasser über die Jungs geschüttet, das half sofort, das fanden die voll doof.
Einmal bin ich dazwischen gegangen, weil es auf der Terrasse unter unserem frisch gedeckten Frühstückstisch los ging. Der Tisch hob schon ab…puh. Calle hat mir im Eifer des Gefechts in die Hand gebissen, das war ganz sicher nicht seine Absicht.
Lange Vorrede…aber jetzt kommen wir zum aktuell neuesten Kommentkampf zwischen Calle und Vinur, ausgerechnet am Ostersonntag.
Ein so schöner Tag mit fast der ganzen Familie und insgesamt 5 Islandhunden. Am Nachmittag zog es uns alle bei dem herrlichen Wetter auf die Vossbarg Weiden, die Stimmung war munter, lebendig, die Kinder bauten an einem Baumhaus. Die Hunde bewegten sich frei auf der Weide. Dabei war auch Gosi aus Dänemark, ein freundlicher Rüde, sehr befreundet mit Calle, mit Vinur nicht ganz so und Bibi ist der egal. Auch noch am Start Dottla, die ja 14 Tage bei uns im Urlaub war und voll in die Gruppe integriert. Die Stimmung zwischen den Hunden war okay, aber nicht ganz entspannt.
Dann hob irgendjemand einen Stock auf, um den beiseite zu legen, ne nicht um den zu werfen, und schwups hatten sich Calle und Vinur in der Wolle und der „schönste Kampf“ war in Gange. Die drei anderen Hunde mischten sich ein, fast schon eine Massenschlägerei, Gosi wurde kurz untergemangelt. Da er aber ne feige schlaue Socke ist, zog der sich dann zurück. Bibi und Dottla hingegen feuerten die beiden Kampfhähne von hinten durch lautes Kläffen und Hackenbeissen an. Mädels halt! Unglaublich!
Die beiden haben wir dann aus der Arena entfernt und an die Leine genommen. Sonst hätte der Kampf noch länger angedauert.
Einigen Anwesenden Menschen, die stocksteif zuschauten und die Luft angehalten haben, konnten wir nur sagen, umdrehen, weiteratmen, nix passiert, alles ungefährlich.
So war es auch, man kann ja nicht ewig kämpfen, Calle hat aufgegeben und Vinur fühlte sich trotzdem nicht als Held. Alles ganz normal, das Leben geht einfach weiter, als wäre nix gewesen.
Allerdings: Calle hat sich doch eine etwas üble Verletzung zugezogen, nicht durch einen Biss, sondern durch eine kleine Glasscherbe im Gras, die ein Stück vom Ballen abrasiert hat. Nun lahmt er ein paar Tage und nimmt das sehr ernst. Vinur und Bibi sind super nett mit ihm.
Und nein, diese Eskalationen braucht kein Mensch, wir finden das alles andere als toll.
Aber auch in diesem Fall war es nicht überraschend. Gosi gehört nicht in die Gruppe, auch wenn er gut bekannt ist. Besser wäre gewesen, Calle oder Vinur an dem Tag nicht mit auf die Weide zu nehmen.
Aber schlauer ist man ja hinterher immer!
War trotzdem ein so schönes Osterfest!
Uns Mehrhundehalter kann das meiste auch nicht mehr sehr erschüttern.


Am besten ist, wenn man sich schont!
Sonnenwetter - herrlich! Das kann man aushalten.

 

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