Islandpferde Gestüt Vossbarg

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Herdis, eine Erfahrung für uns


14. Dezember 2016

Herdis von Bockholts Hoff kam im Jahre 1997 zu uns, eingetauscht gegen den schönen Penni vom Vossbarg.
Sie war eine unauffällige Stute, nicht sehr groß, recht zierlich gebaut, mit wenig Behang ausgestattet.
Aber von allen Jungstuten, unter denen ich in Bockholts-Hoff aussuchen konnte, fanden wir sie am schönsten.
Sie wuchs in der Herde bei uns auf, auch hier benahm sie sich unauffällig, nur wenn sie geimpft werden sollte, flippte sie regelrecht aus. Aber das nahmen wir nicht so ernst, wer weiß denn schon, wie man vorher mit ihr umgegangen war, so etwas war uns von anderen Pferden auch bekannt.
Im Herbst 1999 nahm ich Herdis auf die Hauskoppel, um sie langsam auf das Reiten vorzubereiten.
Auch das ging völlig unauffällig und unspektakulär vor sich.
Herdis ließ sich zwar zur Arbeit stets bitten, aber nach Aufforderung machte sie dann mit.
Sie war ein recht steifes Pferd, auch im Genick unbeweglich und interessanterweise im Maul von Anfang an recht stur.
Ich arbeite viel an der Longe mit ihr und eines Tages stieg ich dann in den Sattel, es war, wie es schien, kein großes Problem für sie.
Wir machten viele ruhige Übungen im Dressurviereck, sie hatte wenig Lust, dem Zügel zu gehorchen auch sonst hatte sie keine Lust zur Arbeit, aber letzlich kam ich mit ihr immmer da an, wo ich ankommen wollte.
Nach einigen Wochen intensiver Arbeit entließen wir Herdis auf die Winterweide zum Ausspannen und Nachdenken, wie wir es mit allen jungen frisch angerittenen Pferden machen.
Ich weiß nicht, vielleicht war das in diesem Fall nicht richtig.....
Im März 2000 sollte dann die Arbeit wieder aufgenommen werden, Herdis kam frisch gestärkt und gut bei Kräften auf die Hauskoppel Zur Eingewöhnung nahm ich die junge Stute zunächst wieder an die Longe, das kannte sie alles vom Training im Herbst. Sollte man meinen.....
Herdis zeigte sich äußerst mißmutig und schlecht gelaunt, sie benahm sich, als wäre alles komplett neu.
Ich dachte, na gut, sie ist jung, in der Ruhe liegt die Kraft, sie wird sich erinnern.
Wir arbeiteten einige Zeit miteinander, ihr Verhalten änderte sich nicht wesentlich, sie machte nicht mit, war widersetzlich, maulig, versuchte, mich an der Longe durch die Gegend zu schleppen. Na toll, man kann sich vorstellen, dass ich sehr begeistert war von meiner Stute.....
Dann kam der passende Tag, an dem ich wieder aufsteigen wollte. Die Stimmung schien auch bei Herdis ruhig und gelassen, sie maulte nicht, auch das Wetter war warm und freundlich, also eigentlich gute Voraussetzungen zum Reiten. Herdis ließ sich ganz normal satteln, wir machten im Longierviereck einige Vorübungen an der Longe.
Alles war gut...
Dann stand ich neben ihr und wollte meinen Fuß zum Aufsteigen in den Steigbügel setzen, auch das kannte sie eigentlich aus der Arbeit im Herbst, sie wich zur Seite und ließ nicht zu, an sie heran zu kommen.
Weitere Versuche scheiterten ebenfalls, sie fing an zu steigen, da ich alleine war, mußte ich notgedrungen abbrechen.
Zügig holte ich mir Ulrike zur Hilfe herbei. Ich stand vorne an der Stute zum Festhalten, Ulrike sollte aufsteigen.
Wir mußten unser Vorhaben schnell aufgeben, Herdis drehte völlig durch, stieg, wehrte sich, ließ uns nicht mehr heran, die Sache wurde echt gefährlich. Hätten wir nicht gewußt, dass sie den ganzen Winter über bei uns auf der Winterweide in der Herde zugebracht hatte, hätte man vermuten können, irgendjemand war dem Pferd nahe gekommen und hatte versucht es zu reiten oder sonst etwas damit gemacht. Aber es war sicher, niemand war an Herdis dran gewesen!
Alexandra, die zu der Zeit im Nachbarort Holm ein Reitsportgeschäft betrieb und mit der ich viel klönte, erzählte ich die Geschichte von Herdis.
Sommer 1998
Herdis muß uns verlassen. Es war klar im Hause Schlüter, Herdis konnte nicht bei uns bleiben, mit einem so durchgeknallten Pferd konnte sich niemand bei uns abgeben, und da keine erkennbaren oder nachvollziehbaren Fehler in der Anfangsausbildung zu entdecken waren, auf die man ihr Verhalten hätte zurückführen können, mußten wir annehmen, dass sie sonst irgendwie einen "Schuß" hatte.
Nach Bockholts-Hoff konnte Herdis auch nicht zurück, nein, alle anderen Nachkommen aus der Verbindung wären super nett und super brav. Nun gut! Ich hatte das gar nicht gefragt.
Alexandra bekundete Interesse an Herdis, durchgeknallt würde ihr Spaß machen, kein Problem, sie würde das gerne versuchen wollen.
Wir verschenkten Herdis an Alexandra und die war total begeistert und fand die Stute wunderschön. Naja.....
Hier endet eigentlich die Herdis-Geschichte, wenn man es genau nimmt, ist sie ein Teil der Penni-Geschichte....
Penni haben wir im wahrsten Sinne des Wortes verschenkt
Tja vielleicht muß man auch mal eine solche Erfahrung machen, mit Glück hätte Herdis ja auch ein schönes, gut reitbares Pferd werden können.
Und was kam dann
Alexandra versuchte eine ganze Zeit mit Herdis ins Gespräch zu kommen, sprich, sie zu reiten.
Dabei versuchte die Stute immer wieder Alex runter zu buckeln und das nicht nur mal eben kurz, sondern durchaus ausdauernd und anhaltend......man hörte sprechen von 20 Minuten und länger und es soll Bewunderer am Rand gegeben haben und es wurden auch Wetten abgeschlossen, wie lange Alexandra oben bleiben kann.
Ich weiß es nicht mehr genau, aber die beiden haben recht lange miteinander/gegeneinander probiert, letzlich gab Alexandra auf, weil ihr eigenes Leben doch wichtiger war und sie gab die Stute weiter an Hauke Wald.
Von Hauke hörte ich dann über mehrere Jahre immer mal wieder von Herdis, die wohl bei ihm zwischen Wahnsinn und Genialität wechselte, von reitbar und ziemlich normal bis völlig durchgeknallt, unberechenbar und lebensgefährlich.
Immer wieder sprachen wir darüber, dass es besser sei, sie einzuschläfern, weil man sie niemandem guten Gewissens anvertrauen konnte.
Lange Zeit brachte Hauke das nicht über´s Herz.
Inzwischen hat er das nun getan und ich denke, es ist richtig so.
Nachsatz: Herdis hatte übrigens kein körperliches Problem, d. h. sie hatte keine Schmerzen irgendwo im Halsbereich, im Rücken oder Lendenbereich, das wurde eingehend geprüft.
Was wirklich mit ihr los war, weiß bis heute niemand.



 

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